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#kleingartenrebellion

Der Stadtverband Krefeld der Kleingärtner e.V. nennt es „sinnvolle Freizeitbeschäftigung“ und „Ausgleich zur beruflichen Tätigkeit“ – Sonja und ich nennen es einfach nur „gemeinsames Hobby“.

Wir starten gerade in das vierte Jahr unseres Kleingärtnertums. Es war damals eine recht spontane Geschichte, dass wir quasi für null Penunsen eine ziemlich verwahrloste Parzelle mit einem Steinhäuschen fußläufig von unserer Wohnung übernehmen konnten. Der Deal war, dass wir das Gelände den Auflagen entsprechend umformen. Wir haben einen Sommer lang den Garten entkernt und etliche Hänger Grünschnitt und verschimmeltes Mobiliar zur Deponie gefahren. Dieser ganze Aufwand wurde gegengerechnet mit dem Wert der Parzelle – letztendlich mussten wir als Ablöse dann 8 € zahlen. Völlig okay! Seitdem sind wir Eigentümer eines 12m2 Eigenheims auf einem knapp 300m2 großen Gelände mit einem wunderschönen alten Sauerkirschbaum, alten Weinreben und Himbeeren.

Anfangs wurden wir belächelt, weil wir so ziemlich die ersten aus unserem Alter waren, die sich auf den Kosmos „Kleingarten“ eingelassen haben. Sowas muss man natürlich auch wollen und mit den Rahmenbedingungen eines Kleingartens cool sein. In unserem Verein mit knapp 40 Parzellen haben wir auch wirklich drastisch den Altersdurchschnitt gesenkt. Und jeder andere „Gartenfreund“ – wie man sich hier bezeichnet – war einem erfahrungstechnisch um Jahrzehnte voraus, was einem zu jedem möglichen Zeitpunkt mitgeteilt wurde.

„Sie müssen etwas gegen die Gänseblümchen tun.“

Dieser O-Ton bringt es ganz gut auf den Punkt. Ein Generationenkonflikt!

Nach drei Jahren des Trial&Error haben auch die Gartennachbarn verstanden, dass wir nicht mit der Nagelschere den Rasen schneiden und uns über alles erfreuen, was blüht und wir auf keinen Fall die Chemiekeule schwingen werden. Gänseblümchen, Klee und Löwenzahn dürfen bleiben. So lachen wir uns auch immer ins Fäustchen, wenn in den Sommermonaten unser „Rasen“ der einzige ist, der noch grün – und nicht vertrocknet ist. Außerdem liegt man auf Moos auch wesentlich weicher als auf Rasen. Fragt mal unseren Hund!

Dass die Konzentration auf heimische Pflanzen nicht so ganz verkehrt sein kann, beweist uns zum Beispiel „Tom“ – ein Igel, der hier seine Kreise zieht, „Marion“, eine Maus, die man in der Dämmerung umherziehen sieht und diverse Hummeln, die sich in Marions alten Stollen eingenistet haben.

Wir nehmen das mit der Nutzfläche durchaus ernst – und was wir aus den paar Quadratmetern schon alles an Essbaren rausgeholt haben, ist nicht zu verachten. Letztendlich wird alles angebaut, was nach Feierabend nach dem Ernten direkt auf den zwei Meter weiter entfernt stehenden Grill, den Salat oder in eine Kräutersoße wandern kann. Sonja hat sich zur Tomatenqueen gemausert und hat ihre Favoriten an alten Sorten rausgefiltert, die dann für das nächste Jahr im Recall sind. Wer einmal selbst angebaute Tomaten gegessen hat, möchte keine Supermarktomaten mehr essen, ist klar.

Jedes Jahr stehen immer wieder neue Projekte auf der To-Do-.Liste. War es das erste Jahr die Müllentsorgung, kamen danach natürlich als erstes die Hängematten-Montage zwischen den Kirschbäumen dran und das Errichten eines Daches für die Tomaten, waren es danach das Stutzen der Haselnuss-Sträucher mit der Verwendung der Ruten als kleine Umzäunungen, das Rankarren alter Steine um ein erstes Hochbeet zu bauen, dann ein zweites, das Zusammenzimmern einer neuen Schuppenentür und jetzt gerade ein kleines modulares Insektenhotel. Neben ersten Winzeraktivitäten. Trial&Error halt. Die Erneuerung der Pergola und des Hüttendaches schieben wir aber immer noch erfolgreich vor uns her.

Mich selbst sieht man immer wieder mit dem Smartphone durch den Garten ziehen – was den Vorteil mit sich bringt, dass man wirklich jede Pflanze kennt und auch weiß, welche man davon essen kann. – Gerade wenn man heimische Wildblumensamen aussäht, was ja einem kleinen Überraschungsei-Sortiment gleicht. Die Collage vieler #kleingartenrebellion Blüten seht ihr ja im Header

Nun ist gerade Ostern 2020 und alle sind Corona-gebäutelt und den Zwängen des „Social Distancing“ unterworfen. Wir wüssten auch wirklich nicht, was wir in dieser Zeit ohne unseren Garten tun sollten. Anfangs belächelt – und nun neidisch beäugt. In diesem Sinne viele Grüße aus der Hängematte.

Folgt uns doch auf Instagram:

https://www.instagram.com/kleingartenrebellion

Wir nehmen sehen das aber nicht zu verbissen und nicht allzu ernst – und posten nur immer etwas, wenn uns danach ist. Es ist ja nicht so, dass man nicht noch andere Hobbies hätte. Haha. Aber dies ist halt ein gemeinsames Hobby mit einem gemeinsamen Instagram-Kanal.

Phil

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